Besuch der Bundesministerin Steffi Lemke

Der Verein Nationalpark Steigerwald lud am 3.7.2023 zum Besuch der Bundesministerin Steffi Lemke.

Der Einladung folgten neben den Vorsitzenden vom Bund Naturschutz in Bayern, LBV, der Georg Louisoder Umweltstiftung zahlreiche Mandatsträger:innen der Grünen. Auch wenn auf Bundesebene nicht über einen Nationalpark in Bayern entschieden werden kann, unterstütze Steffi Lemke in ihrer Rede das Bestreben, einen dritten Nationalpark auszurufen, nachdrücklich. Wir Menschen brauchen, um leben zu können eine intakte Natur. Dazu gehören Areale, in den sich bspw. der Wald ohne Eingriffe des Menschen entwickeln darf. Lisa Badum erinnerte daran, dass die Staatsforsten uns allen gehören und wir sehrwohl mitentscheiden können und müssen, wie mit unseren Wäldern gewirtschaftet und umgegangen wird. Sehr berührend waren die Worte Dr. Sperbers, der Jahrzehnte als Forstmann im Steigerwald aktiv war und mit seinem Tun und seinem Wissen und seinem unermüdlichen Einsatz einer der größten Befürworter und Wegbereiter des Nationalpark Steigerwald ist.

Birgitt Lucas, Kreisrätin Hof und ich waren vor Ort als Unterstützerinnen eines dritten Nationalparkes in Bayern! Wir übergaben der Mitarbeiterin der Bundesministerin ein Schreiben, in dem wir auf die eventtouristischen Planungen zulasten der einzigartigen Naturräume in unserem Landkreis hinwiesen und uns für den Schawrzstorch stark machten.

Im Bild v.ln.r.: MdL Uschi Sowa, …, Swanti Bräsecke-Bartsch, Luca Rosenheimer, MdB Lisa Badum, Dr. Liebhard Löffler, Dr. Georg Sperber, Bundesministerin Steffi Lemke, Claus Obermeier (Vors. G. Louisoder Umweltstiftung), Dr. Norbert Schäffer (Vors. LBV), Florian Tully, Richard Mergner (Vors. BN Bayern)

3. Juli 2023

Offener Brief des KV Hof Bündnis 90/Die Grünen und des Vereins Artenreich Oberfranken e.V.

Drei Bitten an das Umweltministerium

Sehr geehrte Frau Ministerin Lemke, liebe Steffi,

leider hat sich in anlässlich Ihres/Deines Besuches in der Flussperlmuschelaufzuchtstation Huschermühle kein Zeitfenster zum Dialog mit Vertreter:innen des Kreisverbandes Hof ergeben. Wir hätten gerne drei Themen erläutert, die uns zum einen aus Arten -und Naturschutzgründen und zum anderen hinsichtlich der Vereinbarkeit von Klima- und Arten- und Naturschutz hier vor Ort am Herzen liegen.

Die Tourismusplaner des Landratsamtes Hof haben Großes vor. Es sind zwei eventtouristische Projekte im Landkreis in Entwicklung – eines im Frankenwald und eines auf dem nördlichsten Gipfel des Fichtelgebirges.

Im Frankenwald sind zwei Hängebrücken jeweils über das Lohbach- und das Höllentalgeplant. Die längere und gleichzeitig längste Hängebrücke der Welt soll das Höllental überspannen, das größte Naturschutz- und zugleich größte FFH-Gebiet des Landkreises Hof. Dabei steht das sicher zeitlich begrenzte Prädikat „längste Hängebrücke der Welt“ an oberster Stelle, man will Tagestouristen, man spricht von 400.000 p.a., anlocken. Man verspricht sich davon einen großen wirtschaftlichen Aufschwung für die Region. Diese Argumentation wird unserer Meinung nach dem Wirtschaftsstandort nicht gerecht, sind hier doch sehr erfolgreiche und innovative Unternehmen ansässig.

Wir Grüne und Naturschutzorganisationen sind uns einig, dass die Schutzwürdigkeit des Höllentales höher zu bewerten ist als dessen gnadenlose Vermarktung.

Das Besonderheit des Höllentales besteht in der Vielzahl der FFH-Lebensraumtypen, die hier auf kleinem Raum zu finden sind – vom prioritären Hangschluchtwald, der sich von den Ufern der Selbitz hangaufwärts etabliert hat, bis zu Geröllschutthalden in oberen Hanglagen. An jeden dieser Lebensraumtypen sind unter Schutz stehende Pflanzen- und Tierarten gebunden. Das Höllental ist in seiner Gesamtheit ein Kleinod, das zu bewahren unser Anliegen ist.

Der Bayerische Umweltminister, Torsten Glauber (Freie Wähler), hat bereits 2020 die Befreiung von den Verboten des Naturschutzgebietes in Aussicht gestellt. Von Planerseite heißt es, die Beanspruchung der Flächen für den Bau in einzelnen FFH-Lebensraumtypen sei zulässig. Wir halten das für nicht glaubwürdig.

Bei den Frankenwaldbrücken sehen wir die Einhaltung der FFH-Richtlinien als nicht gegeben und bitten dringend um deren Überprüfung. Letztendlich muss sich der Bund mit den möglichen Vertragsverletzungsverfahren ja ebenfalls auseinandersetzen.

Das zweite geplante Projekt ist ein interaktiver Mountainbike-Park am Kornberg mit 14 Trails, davon 1000 qm unter Asphalt. Entlang der Trails sollen Kameras und Monitore installiert werden.

Mit dem Projekt soll der, mangels Schnee im Winter, kaum nutzbare Schlepplift am Berg in eine Ganzjahresnutzung überführt werden.

Der Kornberg ist eines der wenigen unzerschnittenen Waldgebiete in Oberfranken. Im Umgriff des Projektgebietes wurden allein neun streng geschützte Vogelarten nachgewiesen. Darunter sind Raufußkauz, Sperlingskauz und Dreizehenspecht. Durch das Waldgebiet verlaufen Wanderwege der Wildkatze (siehe www.wildkatzenwegeplan.de), des Luchses, des Wolfes und des Rotwildes. Für die Carnivoren gibt es Fotobelege, die wissentlich zurückgehalten werden. Es gibt zudem Vorkommen der Zauneidechse und der Kreuzotter.

Wie auch im Höllental will man die Natur „aufwerten“. Wir fordern stattdessen ein Naturschutzgebiet „Großer Kornberg“.

Der LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz Bayern e.V.) hat bereits 2021 Klage gegen den Park eingereicht, inzwischen wurde die Umweltverträglichkeitsprüfung überarbeitet, enthält jedoch nach wie vor massive Mängel. Wir hoffen sehr auf die Standhaftigkeit des LBV.

Auch hier bitten wir das Ministerium um Einschätzung, ob das Projekt „Mountainbike-Park Kornberg“ der Forderung nach Biotopverbund und Biotopvernetzung des BNatSchG entspricht.

Beide Projekte stellen eklatante Eingriffe in eine noch intakte Natur dar und sind als solche einzig mit dem Erreichen von Klimaschutzzielen zu rechtfertigen, nicht jedoch aufgrund fehlgeleiteter, rückwärtsgewandter Tourismusentwicklung.

Unser drittes Anliegen betrifft den klassischen Zielkonflikt Klimaschutz versus Artenschutz.

Der Schwarzstorch hat hier im Frankenwald und auch im Fichtelgebirge sein größtes Brutvorkommen in Deutschland.

Und wir haben Wind in den Mittelgebirgen, wobei Oberfranken, insbesondere der Landkreis Hof, bayernweit bereits die meisten Windkraftanlagen betreibt. Frankenwald und Fichtelgebirge werden in den kommenden Jahren bedingt durch Trockenheit und Borkenkäferbefall massiv an Nadelwaldbestand verlieren. Die günstigen Brutplatzbedingungen für den Schwarzstorch werden sich verschlechtern. Aus diesem Grund ist es absurd, den Schwarzstorch auch noch von der Liste der durch Windkraftanlagen gefährdeten Vögel zu streichen bzw. den notwendigen Abstand zwischen Windkraftanlage und einem Horst der Art zu verringern. Hier sind schon 3000 m zu wenig, legt ein Schwarzstorch zur Futtersuche doch Strecken zwischen 1 bis 14 km zurück.

Wir sehen hier einen gewaltigen Zielkonflikt. Die neuen Regelungen konterkarieren alle Bemühungen zum Schutz dieser Art. An der Stelle der Appell, in Brutgebieten des im Wald brütenden Vogels, die Genehmi-
gung von WKAs im Wald zu verbieten.

Stromversorgung und Erhalt der Biodiversität dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Bitte unterstützen Sie unsere Anliegen.

Mit grünen Grüßen

Birgitt Lucas

Kreisrätin von Bündnis 90/Die Grünen im Landkreis Hof

Vorstandsmitglied Artenreich Oberfranken e.V.

Swanti Bräsecke-Bartsch

Direktkandidatin für den Landtag des Stimmkreises Hof

2. Vorsitzende Artenreich Oberfanken e.V.